Welche Kosmetik Verpackungen können recycelt werden?

Welche Kosmetik Verpackungen können recycelt werden?

Vor lauter Greenwashing in der Kosmetikbranche fällt es vielen Konsumentinnen schwer, den Durchblick zu behalten. Nicht nur bei den Inhaltsstoffen, sondern auch bei den Verpackungsmaterialien. Damit Du künftig weißt, zu welchen Verpackungsmaterialien Du greifen kannst, wenn du 100% recyclingfähige nutzen möchtest, geben wir Dir einen kompakten Überblick.

Crashkurs Recycling – darauf kommt es beim Entsorgen an

Zwei grundlegende Probleme sorgen derzeit dafür, dass Recycling noch nicht richtig rund läuft: Erstens werden noch viel zu wenige Rohstoffe recycelt und zweitens wird häufig falsch recycelt. Konkret heißt das, dass Rohstoffe wie Glas, Papier und Kunststoffe nur dann nachhaltiger werden können, wenn ein sehr hoher Anteil davon recycelt wird.

Der zweite Punkt richtet sich sowohl an die Hersteller, als auch an die Produzenten: Verpackungsmaterialien müssen getrennt werden. Eine Plastikflasche mit Papieretikett beispielsweise ist ein Materialmix und kann in Recyclinganlagen nur schwer bis gar nicht getrennt werden. Wo es uns Verbrauchern möglich ist, müssen Materialien also fein säuberlich sortiert werden. Gleichzeitig geht der Appell an die Hersteller: Hört auf, Materialien wild zu mischen, um ein wenig umweltfreundlicher auszusehen, als es in Wahrheit der Fall ist. Nur so können wir der Wertstoffkreislauf ankurbeln.

Mehr zum Thema Wertstoff Gestaltung und Recycling kannst Du in diesem Interview mit Michael Brunn vom Recycling Magazin lesen!

Merkliste: Diese Verpackungsmaterialien sind recyclebar

Ganz oben auf der Liste: Glas! Glasflaschen oder -behältnisse können unzählige Male wieder benutzt werden (das Marmeladenglas ist ein prominentes Beispiel) und immer wieder in den Schmelzprozess zurückgeführt werden, sodass Altglas zu neuen Produkten weiterverarbeitet werden kann. (Recycling-)Glas ist als Kosmetikverpackung sehr gut geeignet, denn es ist sicher, hygienisch, sieht schick aus und tut der Umwelt, sofern es korrekt in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt wird, weitaus weniger weh als andere Materialien.

Pappe wird auch in der Kosmetik immer beliebter als Verpackungsmaterial, beispielsweise für Rouge- oder Lidschattenpaletten. So weit so gut, pure Pappe kann super im Altpapiercontainer entsorgt und später wiederverwertet werden. Problematisch sind aber Verpackungen, die Folierungen im Inneren haben – die Chance, reines Papier daraus zurückzugewinnen, ist quasi nicht vorhanden. Bei Kosmetik Verpackungen aus Pappe oder Papier solltest Du also ganz genau hinschauen, um nicht in die Greenwashing Falle zu tappen.

Ähnlich sieht es mit reinem Kunststoff aus. Auch dieser lässt sich prima wiederverwerten, wenn er richtig entsorgt wird. Achte also darauf, dass Du kleine Cremedöschen, Tiegel und Flaschen nicht einfach in den Badezimmermüll wirfst, wenn sie leer sind, sondern sie im gelben Sack entsorgst. Denn auch Kunststoff wird aktuell noch zu wenig recycelt und dabei kann wahrscheinlich jede von uns noch ein wenig sorgfältiger sein.

Aus alt mach neu: Können Kosmetika in Rezyklat wiederverpackt werden?

So einfach geht die Recycling-Rechnung leider nicht auf. Rezyklat, also Material aus recyceltem Kunststoff wie PET-Flaschen, kann aktuell noch nicht für Hautpflegeprodukte genutzt werden. Das hat den Hintergrund, dass es keine belastbaren Erkenntnisse dazu gibt, wie die Konservierungsstoffe und Inhalte darin sich verändern könnten und ob sie möglicherweise neuartige Allergien bei den Verbraucherinnen auslösen. Produkte, die innerhalb von 4-8 Wochen aufgebraucht werden, wie beispielsweise Shampoos und Duschgele, können problemlos in Verpackungen aus Rezyklat verkauft werden. Bei Hautpflege muss der Inhalt zwischen 3 und 12 Monate in solchen Verpackungen haltbar sein, daher wird aktuell noch keine derartige Kosmetik in Rezyklat verpackt.

Achtung: Diese Verpackungsmaterialien sind nicht recyclebar!

Nun kommt die schlechte Nachricht: Es sind einige! Und viele davon würden die meisten Verbraucherinnen nachhaltiger einschätzen, als sie es sind. Das Problem ist, dass es für viele Verpackungsmaterialien keine Recyclinganlagen gibt – auch wenn es sich um Naturmaterialien handelt.

Ein klares Beispiel dafür sind Kosmetikboxen aus Holz oder Bambus. Du kannst sie zwar ein Stück weit recyceln (oder eher upcyceln), indem Du sie zuhause als Aufbewahrungsboxen nutzt, anstatt sie direkt wegzuwerfen, aber sie können nicht wirklich in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden. Dabei ist recycling nicht gleichzusetzen mit der biologischen Abbaubarkeit, denn diese ist bei Holz durchaus gegeben.

Richtig problematisch wird es, wenn Naturmaterialien mit zusätzlichen synthetischen Materialien vermischt und möglicherweise nicht klar gekennzeichnet werden. Das ist bei Bambus Verpackungen häufig der Fall – sogar so extrem, dass einige Geschirr Produkte aus Bambus verboten werden sollten. Aber auch Holztiegel mit einem Plastikdeckel stellen die Verbraucherinnen vor die Herausforderung, die Verpackung erst trennen zu müssen – im Zweifelsfall landet der gesamte Tiegel im Restmüll.

Es gibt mittlerweile auch Tiegel aus Zuckerrohr (genauer aus Bagasse, den faserigen Pflanzenresten, die ein Abfallprodukt der Zuckerproduktion sind), was ein schöner Ansatz ist, der aber leider nicht zu Ende gedacht ist. Denn auch dafür gibt es keine etablierten Recyclingsysteme. Der Stoff baut sich zwar relativ schnell wieder ab, kann jedoch nicht im eigentlichen Sinne recycelt werden.

Ein weiteres, noch recht rares Verpackungsmaterial für Beautyprodukte ist Steingut, teilweise auch Porzellan. Noch nie gesehen oder gehört? Kein Wunder! Für Kunden ist dieses Material häufig nicht erkennbar und wird gerne mal mit Glas verwechselt. Auch hierfür gibt es keine Recyclinganlagen und daher geht der Daumen als recyclebares Verpackungsmaterial leider runter…

Recycling ist tricky

Du merkst - Recycling ist ein Thema, mit dem man sich tiefgehend befassen muss, sonst wird man schnell von der Industrie getäuscht. Besonders beliebte Greenwashing Fälle sind (um nur ein paar zu nennen) Tiegel mit Bambusdeckel, Pappverpackungen mit Folierungen, mit Papier ummantelte Kunststoffbehältnisse, Refill-Lippenstifte im Kunststoffgehäuse (sie machen trotzdem Müll und produzieren Kunststoff) sowie Nachfüllbeutel aus PET (ein netter Ansatz aber dennoch unnötiger Abfall). Weniger ist mehr. Wo immer eine Schicht Verpackung zu viel drumherum ist oder ein Material zu viel beigemischt wird, ist das Recycling gefährdet.

Credit: iStock

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