Dr. Christina Brunner über Mommy Makeover, Trend-OPs und die psychische Auswirkung von chirurgischen Eingriffen
Von Hollywood-Stars bis hin zur Nachbarin oder Kollegin – der Wunsch, das eigene Aussehen zu verändern, zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen. Schönheitsoperationen versprechen eine Verwandlung, eine Möglichkeit, die Zeichen der Zeit oder die Merkmale, die sich jemand selbst als unvollkommen empfindet, zu korrigieren. Und sie boomen! Fettabsaugungen, Augenlidkorrekturen und Brustvergrößerungen sind in den letzten Jahren die beliebtesten Behandlungen, doch die Möglichkeiten sind breit gefächert und innovativ. Frau Dr. Christina Brunner ist seit Jahrzehnten plastische Chirurgin und hat einen großen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet. Den teilt sie mit uns im Interview! Sie spricht über das beliebte Mommy Makeover, beliebte Behandlungen für das Gesicht und die Auswirkungen einer Operation auf das eigene Selbstbewusstsein.
Frau Dr. Brunner, was begeistert Sie an der Plastischen Chirurgie? Warum brennen Sie seit Jahren für dieses Fachgebiet?
Ich finde es absolut faszinierend, dass wir es mit den operativen Möglichkeiten, die wir haben, schaffen können, Menschen glücklicher zu machen, sodass sie sich besser selbst annehmen können. Sie fühlen sich in ihrer eigenen Haut wohler, ziehen sich anders an, haben ein anderes Selbstbewusstsein und treten anders auf. Dabei ist mir immer ganz wichtig darauf zu achten, dass der Mensch – also Gesicht und Körper – harmonisch ist. Alles andere wirkt auffällig und grotesk. Mein Bestreben ist, die Leute dahingehend zu beraten und zu behandeln, dass sie in ihre Körper- und Gesichtsharmonie kommen. Damit haben wir die besten Ergebnisse und die zufriedensten Patienten.
Beauty boomt in den letzten Jahren und es gibt ständig neue Behandlungen und Methoden. Welche Behandlungen sind bei Ihnen in der Praxis aktuell besonders gefragt?
Der Schwerpunkt in meiner Praxis ist seit Jahren die Brustchirurgie – vor allem Brustverkleinerung, Bruststraffung aber auch Brustmodellierung.
Im Gesicht auch Lidplastiken und Facelifts. Dabei bevorzuge ich das Shortscar Facelift, denn das kann man sehr gut bei jüngeren Patientinnen anwenden, die noch einen straffen Hals haben. Man macht dabei über einen kleinen Schnitt vor dem Ohr und behandelt das Submuskuläre aponeurotisches System (SMAS) dabei mitbehandelt. Wir machen das, indem wir es doppeln. Dadurch kriegen wir eine wunderbare Augmentation im Bereich der Jochbögen und können so das abgesackte Mittelgesicht wieder sehr schön nach oben positionieren.
Gibt es auch Behandlungen, die mittlerweile überholt sind oder von denen Sie ausdrücklich abraten würden?
Es gibt Eingriffe, die ich nicht mehr mache. Dazu zählt die Hyperhidrose-Operation, weil ich davon nicht viel halte. Ich bin dabei eher Fan von Botox. Teilweise sind auch die brutalen Laser, die wir vor 30, 40 Jahren noch hatten, nicht mehr auf dem Markt.
Das sogenannte „Mommy Makeover“ ist ebenfalls viel gefragt. Klingt vielversprechend – was steckt dahinter?
Das ist auch eine meiner Lieblingsoperationen, weil ich dabei Frauen nach der Geburt von teilweise mehreren Kindern wieder die körperliche Identität herstellen kann. Das fängt bei der Brust an, häufig ist Brust und Bauch in einer Operation gewünscht. Teilweise wird es auch (meist ist es eine Brustvergrößerung, teilweise auch eine Bruststraffung) noch mit einer Intimkorrektur kombiniert. Mit diesen drei Bereichen ist in der Regel den meisten Frauen geholfen. Sie fühlen sich wieder sexy, attraktiv und können ihre Weiblichkeit wieder anders leben, als nach teilweise entstellenden Befunden, wie man sie nach Schwangerschaften, vor allem nach Zwillingsschwangerschaften und jenen mit langer Stillzeit, beobachtet.
Selbstverständlich können auch Arme und Beine in diesem Zuge gestrafft werden, das ist jedoch seltener gefragt als die Partien Brust, Bauch und Intim.
Was gilt es denn zu beachten für Frauen, die nach der Geburt ihrer Kinder gerne nachhelfen wollen, um sich wieder wohler in ihrem Körper zu fühlen?
Ganz wichtig bei solchen Mommy Makerovers ist mir, dass man nach Ende der Stillzeit ein halbes Jahr wartet. Durch die hormonelle Umstellung verändert sich noch viel und es macht Sinn, an einem Ausgangspunkt zu beginnen, der ein Endpunkt ist, also wenn die hormonelle körperliche Umstellung abgeschlossen ist. Besonders bei der Brust ist das wichtig, denn wenn da noch Milchreste drin sind oder sich die Brust noch nicht wieder zurückgebildet hat, hat man nicht den idealen Ausgangspunkt für die Operation. Das kann ein nachteiliges Ergebnis mit sich führen.
Sinnvoll finde ich immer, die Eingriffe zu kombinieren, die ich in maximal vier Stunden Operation durchführen kann. Alles andere, was längere Operationen sind, geht mit höheren Risiken einher. Zum Beispiel ein erhöhtes Thromboserisiko und ein erhöhtes Blutungsrisiko.
Gerade, wenn man junge Mütter operiert, hat man eine große Verantwortung. Derer bin ich mir sehr bewusst. Das oberste Gebot: Kein Risiko für einen ästhetischen Eingriff.
Wann würden Sie eine Patientin oder einen Patienten nicht operieren? Was sind No Gos?
Manche Patienten sind für mich nicht in der idealen Ausgangslage. Das heißt, ich operiere keine übergewichtigen Patienten. Wenn jemand mit 80 Kilo zu mir in die Praxis kommt und ein persönliches Idealgewicht von 68 Kilo haben, dann würde ich die Person niemals operieren. Ich empfehle dann, Gewicht abzunehmen und biete an, einen nächsten Beratungstermin nach drei Monaten zu machen und zu schauen, in welche Richtung es geht. Für mich ist es ein absolutes No Go, Patienten, die zu dick sind, aus ästhetischen Gründen zu operieren. Die Ergebnisse werden immer schlecht und die Patienten sind immer unglücklich.
Welche Reaktionen nehmen Sie bei den behandelten Patientinnen wahr? Wie ist das Feedback?
Meine Patienten sind in der Regel sehr happy. Wenn jemand das nicht ist, versuchen wir das alles wieder so herzustellen, dass sie glücklich damit ist. Im Rahmen der Aufklärung und Beratungsgespräche versuche ich immer, klar offenzulegen, was möglich ist und was nicht. Lieber operiere ich einen Patienten nicht, als die erwarteten Ziele und Hoffnungen nicht matchen zu können. Man kann nicht alles so hin behandeln, wie manche Patientinnen sich das vorstellen. Daher sollte die Erwartungshaltung immer ganz klar geklärt werden.
Fotos: Andreas Papke