Ach, dieses "Wirtschaftsjahr" 2020…
Eigentlich verabschiedete ich das letzte Jahr mit den Worten "Und ein weiterer Plan für das Jahr 2020: noch besser werden!“ Gerade Fahrtwind aufgenommen, kam Corona und legte direkt vieles davon auf Eis. Als wir plötzlich gezwungen waren, das Geschäft zu schließen habe ich mich gefühlt, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen. Ehrlich, Ich war fassungslos. Noch fassungsloser war ich dann, als der zweite Lockdown wie aus dem nichts tatsächlich auch beschlossen wurde.
Damit bin ich natürlich nicht alleine. Auch wenn das Corona Jahr an dem Großteil der (unselbständig) arbeitenden Bevölkerung zunächst ohne allzugroßen Schaden vorüber zu gehen scheint, gibt es doch so einige Unternehmer, Menschen da draußen, die bis heute noch nicht wieder vernünftig arbeiten können. Ich fühle mit all den hart arbeitenden Menschen z. B. aus der Veranstalungs- und Reisebranche furchtbar mit.
Im April berichteten wir bereits über die Auswirkungen und evtl. Konsequenzen des ersten Lockdowns. Und auch heute, noch während der zweite Lockdown voll im Gange ist, wollen wir einen kurzen Blick in die Glaskugel waagen.
Corona - eine Pandemie mit psychologischen und wirtschaftlichen Folgen
Covid-19 hat die Gesellschaft in Windeseile gespalten. Respekt. Das war einfach. Es herrschen unterschiedliche Meinungen. Für die Einen ist der aktuelle Zustand, die politische und gesellschaftliche Reaktion darauf völlig übertrieben, und für die Anderen eben sogar untertrieben.
Doch haben diese beiden Pole doch wesentlich mehr gemeinsam, als auf den ersten Blick scheint -ANGST.
Auf der einen Seite steht die Angst vor dem krank werden. Auf der anderen Seite steht die Angst vor dem Verlust der Existenz. Und wenn man auch noch zwei Schritte weiter denkt, dann gibt es noch die Kombination der beiden. Die Angst, wegen (der Angst) des drohenden Existenzverlusts krank zu werden. Wie dem auch sei.
Die Angst um die Existenz empfinde ich persönlich als Kleinunternehmerin in diesem Jahr als äußerst real und nah.
Während unselbständige Arbeit in unserem Land gefühlt mit allen denkbaren (auch sinnfreien) Mitteln am Leben gehalten wird, müssen vor allem solo Selbständige, Freiberufler sowie Kleine- und Mittelständische Betriebe und Unternehmer mehr oder weniger einfach zusehen, wie sie klar kommen.
Bitte lasst uns das kurz realistisch betrachten. Geschäfte die bereits im zweiten Lockdown geschlossen sind, haben von 12 Monaten gerade mal 6 Monate oder weniger Geld verdient. Und einige Branchen haben fast garnichts verdient in diesem Jahr. Bei ca. gleichbleibenden fixen Kosten ist das für Betriebe ein ganz schön schwerer Stein, den es zu tragen gilt. Stellt Euch einfach vor, Eure Familie muss mit der Hälfte des Jahreseinkommens zurecht kommen. Bestimmte Ausgaben lassen sich schnell reduzieren, aber eben nicht der Großteil. Und im Gegensatz zu dem beispielhaften Haushalt kann bei weitem nicht jeder durch Zwang rapide zurückgefahrener Betrieb genau so schnell zurück gefahren werden.
Wer bei dieser Verrenkung pleite geht, der hat selbst schuld und landet in vielen Fällen ohne Ansprüche auf Arbeitslosengeld direkt bei Hartz 4.
Ja, diese bescheurten Selbständigen zahlen ja oft keine Sozialabgaben. Wie dumm. Sie finanzieren zwar das Arbeitslosen-, Kurzarbeitergeld usw. der unselbständigen Bevölkerung durch ihre Gewinn-, Gewerbesteuern und Arbeitgeberanteile an den unselbständigen Gehältern, die sie zahlen (da sind z. B. diese extra 20% auf die Bruttogehälter von den kaum ein Angestellter weiß). Aber hey, scheiß drauf.
Der deutsche Mittelstand und sein Herzstück
Liebe Leute, es mag vielen nicht bewusst sein, aber gerade der Mittelstand ist das Herzstück Deutschlands. Er bildet den Kern unserer Einkünfte. Mittelstandsunternehmen zahlen wie gesagt unsere Gehälter. Sie sind es, die uns Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Aber sie halten auch das Sozialsystem direkt und indirekt am Leben. Die Kohle für die stützenden Maßnahmen, ob es Euch gefällt oder nicht, kommt am Ende des Tages nicht von der Merkel und Söder. Sie verteilen nur das, was sie einnehmen können. Und dass sie was zu verteilen haben, verdanken sie zu großen Teilen auch den Selbständigen, kleinen und mittelständischen Unternehmen. Viele davon bezeichnet man heute hinter vorgehaltener Hand dennoch gerne als "nicht System relevant". Denn einzeln betrachtet sind sie alle ein Fliegenschiss.
Wir, Zauberblick, und viele andere Euch vertrauten, vielfach familiengeführten Unternehmen sind im Augenblick nicht System relevant und werden auch so behandelt.
Viele von uns haben bereits oder werden sehr bald Arbeitsplätze abbauen oder einfach schließen müssen. Erfahren wird die breite Masse davon nichts. Wer will sich schon die Vorfreude auf das gesundgeimpfte 2021 verderben lassen.
(Zu spüren werden wir es auf kurz oder lang auf indirekte, subtilere Art bekommen. Z. B. etwas mehr Steuern, etwas Inflation, etwas weniger Ausgaben für Bildung. Lasst Euch überraschen.)
Wie sieht es konkret für die Kosmetikbranche aus?
Der Kosmetikverband gab kurz nach dem ersten Lockdown am 18.06.2020 einen Ausblick auf die Geschäftsentwicklung in der Kosmetikindustrie. So war schon nach dem ersten Lockdown ein Umsatzminus von 20% zu verzeichnen. Zwar gab es einen Anstieg im Onlinehandel zu verzeichnen, jedoch reichte es leider nicht aus, um Betriebe und Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Vermutlich stieg die Kaufkraft aus „rein psychologischen“ Gründen nach dem ersten Lockdown kurzzeitig an.
Allein in Deutschland mussten 2000 Parfümerien schließen. Hinzu kommen noch andere Bereiche des Kosmetikhandels. Aber nur 10% konnten nach dem ersten Lockdown gute bis sehr hohe Umsätze wieder erzielen. Interessant wäre es zu erfahren, wie sich der Umsatzrückgang nach dem zweiten Lockdown verhält. Da das Weihnachtsgeschäft quasi nicht statt gefunden hat, und die Bundesregierung die Unternehmen mit den Corona Hilfen II einwenig veräppelt hat, fällt es sehr schwer Prognosen abzugeben. Hier wird uns nur die Zeit zeigen, wer zu den Überlebenskünstlern oder Pleitegeiern gehört. Fakt ist, dass auch hier viele ihre Jobs verlieren werden. Willkommen in der Corona Realität.
Und die Zukunft?
Und wie sieht nun die Zukunft aus? Es ist schwer zu sagen, vermutlich so, wie wir es bereits in unserem April Artikel beschrieben haben. Die kleinen Geschäfte, wie Kosmetikstudios, Restaurants, Bars & Clubs ohne ausreichender Liquidität werden zum größten Teil bereits für immer geschlossen haben. Denn ein ganzes Jahr ohne vernünftige Einnahmen bei gleichbleibenden (fixen) Kosten ist schwer zu wuppen. Da helfen weder teure Notkredite noch die von den Politikern "großzügigen" (zumindest in Sachen Selbstdarstellung) Corona Hilfen. Denn was die Politiker scheinbar nicht einkalkuliert haben, sind die daraus resultierenden Folgeschäden für jeden einzelnen fleißigen Selbstständigen, der Steuern in diesem Land zahlt. Aber seit wann denkt die Politik langfristig?
Das Gute ist, es geht immer irgendwie weiter. Und ein schlauer Unbekannter sagte einst: „Niemand, der sein Bestes gegeben hat, hat es später bereut.“ Also, wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen mit Euch und hoffen, dass wir alle gesund durch die Corona-Krise kommen😉
Eure Ira
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