Schönheitsideale haben sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändert. Was in einer Epoche als schön und attraktiv galt, wurde in einer anderen vielleicht nicht mehr als erstrebenswert angesehen. Auch heute gibt es unterschiedliche Schönheitsideale, die von verschiedenen Kulturen und Gesellschaften geprägt sind. Begeben wir uns gemeinsam auf Zeitreise.
Schönheitsideale in der Antike
In der Antike wurden laut Eco und McEwen (2005) Schönheitsideale mit körperlicher Fitness und Perfektion verbunden. Die griechische Kunst beispielsweise stellte diese „Perfektion“ in Form von männlichen Körpern, die muskulös und proportioniert waren, dar. Das Schönheitsideal der Frauen wurde dagegen als weicher und runder durch volle Kurven und weibliche Rundungen definiert. Ein Beispiel hierfür ist die Venus von Milo, die bis heute als Sinnbild für weibliche Schönheit und Eleganz gilt.
Erste Veränderungen in Sicht: Das Mittelalter
Im Mittelalter wurden Schönheitsideale stark von religiösen Vorstellungen beeinflusst. Die Kirche predigte, dass der Körper eine Quelle der Sünde und Versuchung sei. Frauen sollten blass und schlank sein, um ihre Keuschheit zu bewahren. Viele Damen zupften sich zu diesem Zwecke auch die Wimpern aus oder rasierten sich die Haare am Ansatz, um eine optisch höhere Stirn zu erzeugen. Der weibliche Körper wurde durch lockere Kleidung und Umhänge verhüllt. Männer sollten hingegen kräftig und muskulös sein, um ihre körperliche Stärke und Dominanz zu demonstrieren (Ennen, 1994).
Zeit des Umbruchs: Schönheitsideale in der Renaissance
Die Renaissance brachte einen Wandel in der Schönheitsideologie mit sich. Die Kunst wurde wieder mehr auf den Menschen fokussiert, was sich auch in der Schönheitsideologie widerspiegelte. Proportionen gewannen an Wert zurück und die Schönheit des menschlichen Körpers betont. Feine Gesichtszüge und eine vorstehende Oberlippe galt bei den Frauen als sinnlich und anmutig. Ein Beispiel hierfür ist Leonardo da Vincis berühmtes Gemälde "Mona Lisa“ (Paoletti & Radke, 2005).
Die Schönheit von heute
In der modernen Zeit haben sich Schönheitsideale erneut verändert. Westliche Länder legen einen starken Fokus auf die körperliche Fitness. Das Ideal des "perfekten Körpers" ist vor allem bei Frauen sehr präsent - schlank und kurvig, ein flacher Bauch, schlanke Beine. Männer dagegen streben oft nach einem muskulösen, durchtrainierten Körper mit einem breiten Rücken und einem flachen Bauch (Fardouly et al., 2018). Andere Länder wie Indien definieren ihr Schönheitsideal laut Gelles (2011) beispielsweise über eine helle Haut, da es als ein Zeichen von Reinheit und Erfolg angesehen wird.
Ein kulturübergreifender Faktor in der modernen Schönheitsideologie ist aber wohl die Bedeutung von Jugendlichkeit. Wie in unserem Blogbeitrag „Die wahre Schönheit: Äußere vs. innere Attraktivität“ bereits dargestellt, gelten insbesondere Gesichter mit kindlichen Merkmalen als schön: ein großer Kopf mit einer dominanten Stirnregion, große, runde Augen, eine kleine, kurze Nase und ein kleines, rundes Kinn, ein Schmollmund mit dicken Lippen, runde Wangen und eine elastische, weiche Haut. Diese Erkenntnisse werden durch eine Studie von Etcoff (1999) bestätigt. Sie ermittelte, dass Falten und andere Zeichen des Alterns als unattraktiv angesehen und Frauen dazu ermutigt würden, ihre Jugendlichkeit so lange wie möglich zu bewahren. Aufgrund dessen werden auch Schönheitsbehandlungen und -produkte oft als integraler Bestandteil moderner Schönheit betrachtet, wie zum Beispiel Laserbehandlungen, Botox-Injektionen oder spezielle Hautpflegeprodukte.
Fazit
Die Geschichte der Schönheitsideale zeigt, dass die Vorstellung von Schönheit immer in Bewegung ist, wobei die kulturellen und historischen Bedingungen einen großen Einfluss darauf haben.
Insbesondere in Zeiten von Social Media und co. sollte sich jedoch vor Augen gehalten werden, dass Schönheit immer eine subjektive Sache sein wird und dass die Schönheitsindustrie oft ein unrealistisches Bild vermittelt, das unserer mentalen Gesundheit ernsthaft schaden kann.
Bildmaterial: Unsplasch