Schönheit – daran können wir Menschen uns einfach nicht satt sehen. Ja, sie macht fast schon süchtig. Egal ob in Bezug auf Mensch, Tier, Natur, oder, oder, oder! Fast jeder liebt sie, fast jeder will sie. Aber was ist das eigentlich genau, diese von uns angestrebte Schönheit? Was machen Schönheitsideale mit uns? Und was oder wer bestimmt, was wir schön finden?
Ästhetik – warum finden wir etwas schön?
Vor ca. 30 Jahren hat die Psychologin Judith Langlois herausgefunden, dass schon Babys zwischen Gesichtern, die ihnen gefallen und Gesichtern, die ihnen nicht gefallen unterscheiden. Sie führte eine Studie durch, in der erwachsene Testpersonen mit unterschiedlichen ethnischen Hintergründen Gesichter auf Fotografien bewerten sollten. Hinterher wurden die Fotos auch 3- bis 6-monatigen Kleinkindern vorgelegt. Der Test ergab, dass sich die Kinder die Gesichter, die auch die Erwachsenen als attraktiv erachteten, wahrnehmbar länger anschauten als die anderen. Eine Annahme ploppt jetzt natürlich sehr schnell in unseren Köpfen auf: Liegt es in den Genen, wen und was wir liebenswürdig und schön finden?
Laut Experten der Evolutionstheorie suchen wir im Erscheinungsbild unseres Gegenübers unterbewusst nach Hinweisen, die auf Gesundheit und Fruchtbarkeit schließen lassen. Oder anders gesagt: die ein Indiz dafür sind, dass es sich um einen guten Kandidaten für die Weitergabe der eigenen Gene handelt. Bestimmte Attraktivitätsmerkmale stünden laut Experten im Fokus. Ein Beispiel? Rosige, ebenmäßige Haut oder ein symmetrisches Gesicht nehmen wir unterbewusst als Zeichen für Vitalität wahr. Vielleicht einer der Gründe, warum wir Frauen gerne mit etwas Make-up nachhelfen.
Das Problem mit dem Schönheitsideal
Es gibt allgemein sehr viel Kritik an vermeintlichen Schönheitsidealen. Zurecht. Ist es nicht merkwürdig, dass andere einem vorgeben wollen, was als attraktiv und schön empfunden wird? Dass wir Schönheit und Attraktivität erreichen möchten, ist ganz und gar nicht falsch oder verwerflich. Doch leider entsprechen heutige Schönheitsideale oftmals nicht mehr der Realität. Die Normen über das Aussehen der Menschen sind häufig für quasi alle unerreichbar. Die Krux daran: Dennoch messen wir uns an ihnen – und folglich fühlen wir uns auch schnell unwohl mit dem eigenen Körper. Oder finden uns gar hässlich. Viele Menschen investieren viel Geld in ihre Schönheit, nehmen gesundheitliche und finanzielle Risiken auf sich. Diäten, Saftkuren, Pillen oder OP’s – und all das nur, um den Schönheitsidealen der heutigen Zeit zu entsprechen. Viele verfallen dabei auch in eine gefährliche Essstörung, jährlich sterben ca. 70 Deutsche daran.
Kunstprodukte: Schönheitsideale in den Medien
Schönheitsideale lauern aber auch an jeder Ecke. Auf Instagram und Co. wollen einem Influencer und selbsternannte Stars sagen, was schön ist. In TV-Castingshows (ehemalige) Topmodels. Und für Strecken in Modemagazinen werden noch immer lieber Magermodels gebucht.
Doch wisst Ihr was? Dabei handelt es sich fast immer um Kunstprodukte. Es wird ein enormer Aufwand betrieben, um das Titelbild eines Modemagazins aufzunehmen. Und, ja, Photoshop kommt auch bei Models zum Einsatz. Wir eifern also einer Illusion nach, einem Kunstprodukt.
Schönheitsideale verändern sich
Zeiten ändern sich – und damit auch die jeweiligen Schönheitsideale. In den 50er-Jahren waren es Kurven á la Marilyn Monroe, die als besonders schön und erstrebenswert galten. In den 60ern wollten alle so spindeldürr sein wie das Model Twiggy und in den 70er-Jahren wurde dem Ideal der Powerfrau nachgeeifert: groß, schlank, fit und gesund. So wie Farrah Fawcetts, Mitglied von „Charlie’s Angels“.
Die 80er wurden von Supermodels wie Claudia Schiffer, Cindy Crawford oder Naomi Campbell geprägt. Allesamt groß, schlank, sportlich – doch nicht mehr dürr und flachbrüstig. In den 90ern wollten alle Frauen so aussehen wie Kate Moss. Androgyn, klein und kindlich. Blasse Haut, wenig Busen und androgyne Züge waren erstrebenswert. Ab dem Jahr 2000 punkteten hingegen Busenwunder mit einem sexy Dekolleté. Und 10 Jahre später schafften es runde Hinterteile ins Rampenlicht, Kim Kardashian, Jennifer Lopez und Pippa Middleton sei Dank.
Was, wenn ich nicht dem gängigen Schönheitsideal entspreche?
Wir ganz allein sind für die Zufriedenheit mit unserem Körper zuständig. Nicht andere. Wir sollten uns nicht von Dritten beeinflussen oder das Gefühl geben lassen, wir seien nicht in Ordnung, so wie wir sind. Denn es ist doch so: Jeder Mensch ist einzigartig und sollte sich dementsprechend auch einzigartig schön fühlen. Wer braucht schon Einheitsbrei? Richtig, keiner. Viel zu langweilig. Punkt.
Jeder hat das Recht und die Kraft, seinen eigenen Körper mit all seinen Vorzügen und kleinen Makeln zu lieben. Auch, wenn er nicht den Schönheitsidealen von Außen entspricht. Wer sich für die Einstellung entscheidet, dass der eigene Körper gut so ist, wie er ist, wird sich nach und nach immer wohler in ihm fühlen – und sein Selbstwertgefühl entsprechend steigern.
Und noch etwas: Wir alle sollten uns bemühen, Komplimente anzunehmen und sie nicht als Schleimerei oder Lüge abzutun. Wenn Du Dich selbst schön findest und leiden magst, kannst Du Komplimente erst wirklich annehmen.
Mehr zum Thema: Love Yourself – ein Plädoyer für mehr Selbstliebe bei Frauen.
Auch ein guter Charakter macht schön
Wir finden: Charaktereigenschaften sind auch ein Zeichen von Schönheit. Und sie bleiben bestehen. Trends kommen und gehen. In unseren Augen sind gutmütige Menschen mit Charakter und Rückgrat schöner als ein makelloses Gesicht mit symmetrischen Zügen. Lippen können noch so schön geschwungen sein – sie machen dennoch langweilig, wenn sie nichts zu erzählen haben. Augen können noch so rund und groß sein, wenn sie beim Erzählen einer Geschichte nicht glänzen. Und eine Stimme kann noch so lieblich klingen, doch wenn sie nicht von Zufriedenheit oder Ausgeglichenheit erfüllt ist, schenkt sie uns kein wohliges Gefühl. Dann ist sie nicht schön. So sehen wir das Ganze. Aber da hat jeder seine eigene Meinung. Und das ist auch okay so. Schönheit ist individuell – und liegt im Auge des Betrachters.
Credit: Istock