Gefährliche Kosmetik: Ein Milliardengeschäft außer Kontrolle?

Gefährliche Kosmetik: Ein Milliardengeschäft außer Kontrolle?

Jede Woche kommen neue Tiegel und Tuben auf den Markt - mit innovativen Cremes, Texturen oder Düften, die Wunder versprechen. Doch die meisten Hersteller verschweigen uns Verbrauchern gleichzeitig die dunkle Seite der Wahrheit: die möglichen Risiken und Nebenwirkungen. Denn im schlimmsten Fall kann der neue Lippenstift, den wir uns siegessicher in den Einkaufskorb legen, Krebs erzeugen. Der Verbraucher ahnt davon allerdings meistens rein gar nichts. Gefährliche Kosmetik – auch in Zeiten von Bio- und Naturkosmetik keine Seltenheit.

Gefährliche Kosmetik: Sind die Hersteller blind im Boom-Wahn?

In den letzten Jahren ist der Hype um Kosmetik, Make-up und Beauty im Allgemeinen ins Unermessliche angewachsen. Regelmäßig liegen neue Produkte in den Regalen. Die Menschen wollen immer mehr ausprobieren, ihre Schubladen füllen sich. Dem Markenimage und den Produktversprechen wird blind vertraut. Doch dabei vergessen Konsumenten eines meist gänzlich: ihre Gesundheit. Denn in vielen Produkten - ob in Cremes oder der Wimperntusche - stecken toxische Inhaltsstoffe, die krank machen können. Hie bedarf es wesentlich mehr Aufklärung.

Make-up im Kleinkindalter

Früh übt sich: Schon Kinder werden früh mit Spielzeug-Schminke in Berührung gebracht. Dabei lauern besonders in Kinderschminke krebserregende Farbstoffe oder toxische Schwermetalle. Diese Produkte werden überwiegend in China produziert – in denselben Fabriken, in denen unter anderem auch Wandfarben hergestellt werden. Und meist mit bedenklichen Inhaltsstoffen, die in Deutschland nicht zugelassen sind. China ist der größte Basar für billige Schminke. Und damit für gefährliche Kosmetik. Ein Milliardengeschäft, das außer Kontrolle scheint

Der Kosmetikbereich wird wie der Lebensmittelbereich überwacht

Kosmetik wird von denselben Behörden überwacht wie Lebensmittel. Kontrolleure begutachten besonders die Produkte, die schon einmal auffällig geworden sind. Heißt: Solche Produkte, bei denen das Verbraucherschutzamt Risiken vermutet. Häufig im Fokus der Kontrollen stehen auch Kinderschminkprodukte, die auch als Zugabe von Kinderzeitschriften erhältlich sind. Die Produkte werden im Landesuntersuchungsamt Karlsruhe getestet. Über 10.000 Inhaltsstoffe können in der Kosmetik stecken, davon sind 1400 verboten. Doch nur die wenigsten können im Labor der Chemiker getestet werden. Zu wenig Geld, zu wenig Personal. Dennoch werden regelmäßig verbotene Farbstoffe nachgewiesen, die immer wieder auftauchen. Durch regelmäßiges Beanstanden, Veröffentlichen und Kommunizieren konnte man deren Auftauchen in den letzten Jahren zwar reduzieren doch kurz gesagt: Krebserregende Stoffe werden zwar in Stichproben nachgewiesen, doch den Herstellern passiert nichts. Die Produkte bleiben auf dem Markt.

Risiken der Billigprodukte

Besonders bei Lipgloss und Lippenstift kann durch das Abschlecken der Lippen das Gift schnell in den Körper gelangen - das ist besonders bei Kindern gefährlich. Viele Hersteller vermerken zwar auf ihren Produkten warnende Hinweise wie “Vorsicht, darf nicht in die Augen gelangen. Sollten allergische Reaktionen auftreten, sofort entfernen. Bei empfindlicher Haut nicht anwenden. Dies ist kein Spielzeug”, dennoch werden täglich neue Lockangebote für Kinder entworfen. Schließlich können sie häufig noch gar nicht lesen

Eltern sollten deshalb bei Kinderschminke immer genau hinschauen. Und auch bei ihren eigenen Kosmetikprodukten lohnt sich das Prüfen der Inhaltsstoffe. Denn chinesische Fabriken stellen auch Erwachsenen-Kosmetik zu Dumping-Preisen her. Damit der rote Lippenstift lange gut aussieht, kommt viel Chemie zum Einsatz. Lichtschutzfilter und Plastik-Rohstoffe wirken wie Hormone und können unfruchtbar machen. Die giftigen Stoffe können sogar Krebs erzeugen. Und viele asiatische Fabrikbesitzer sind auch noch stolz auf ihre Vielfalt. Sie stellen Farbstoffe für Make-up, Drucker und Wände her - mit allen für sie verfügbaren Chemikalien, auch mit solchen, die in Europa verboten sind. Einige davon sind trotz Gefahren dennoch in Europa zugelassen. Weil sie nur Allergien erzeugen, kann man sie überall kaufen. Auch in Deutschland. Ob im günstigen Drogerie- oder im teureren High-End-Bereich. Natürlich nur im gesetzlichen Rahmen, so heißt es in der Öffentlichkeit

Zusätzliches Problem: Immer mehr Menschen kaufen gefährliche Kosmetik auch im Internet. Zum Beispiel ätzende, säurehaltige Hautpeelings. Hier tauchen häufig noch nicht einmal die richtigen Herstellerinformationen auf. Da kann der Verbraucherschutz tun, was er will

Rat vom Verbraucherschutzamt

Wie erkenne ich, welche Inhaltsstoffe wirklich in einem Lippenstift drin sind? Auf der kleinen Verpackung ist zunächst erkennbar, dass es Bestandteillisten gibt. Doch auf Lippenstiften sind diese nur auf der zweiten Schicht eines Aufklebers und in winziger Schrift zu lesen. Die Verbände raten: Wer ein Problem hat, sollte sich beim Hautarzt auf Allergien testen lassen. Wenn bekannt ist, welche Inhaltsstoffe problematisch sind, muss dementsprechend eingekauft werden. Der Verbraucher muss also selbst wissen, was ihm schadet - und dementsprechend auch die genauen Begriffe und Bezeichnungen (z.B. der Farbstoffe) kennen. Dabei gelten Kontaktallergien als eine Volkskrankheit. Jeder fünfte Mensch ist betroffen

Augen auf beim Sonnenschutz

Nicht nur bei Make-up und Hautpflege sollte man lieber zweimal auf die Inhaltsstoffe achten. Auch etwa bei Haar-Colorationen und Lichtschutzmitteln ist Vorsicht geboten. Da Produkte mit chemischen Lichtschutzfiltern schon lange im Verdacht stehen, krebserregend und hormonähnlich zu wirken, setzen viele Konsumenten mittlerweile auf mineralische Filter. Zwar lassen sie sich schlechter verreiben und hinterlassen einen weißen Film auf der Haut, doch sie versprechen in der Regel einen gesünderen Sonnenschutz Häufig sind mit diesen Produkten allerdings hohe Lichtschutzfaktoren nicht möglich. Alles über LSF 20 ist schwierig in der Produktion. Deshalb werden auch bei scheinbar mineralischen Produkten chemische mit mineralischen Filtern kombiniert. Ohne, dass es laut an die Konsumenten kommuniziert wird

Naturkosmetik - nicht immer unbedenklich

Wer jetzt denkt: “Dann greif ich eben nur noch zu organischem Make-up, da kann ja in jedem Fall nichts passieren”, nun ja, der irrt. Selbst Naturkosmetik kann Allergien und Reizungen auslösen. Es gibt viele Hersteller, die sich zwar Naturkosmetik auf die Stirn schreiben, jedoch die Anforderungen nicht erfüllen. Die Folge davon sind häufig allergische Reaktionen der Haut. Was viele nicht wissen: Der Begriff “Naturkosmetik” ist nicht gesetzlich geregelt. Jeder Hersteller darf im Grunde seine eigenen Richtlinien für seine Produkte erstellen und diese zertifizieren lassen. Das erschwert uns Verbrauchern die Suche nach den wirklich guten, verträglichen Naturprodukten im Kosmetikbereich. Selbst größere Markenhersteller entwerfen scheinbar natürliche Bio-Produktlinien. Ohne die Anforderungen wahrer Naturkosmetik zu erfüllen. Die Konsumenten glauben ihnen meist trotzdem

Im Allgemeinen werden jedoch zwei Arten von Naturkosmetik unterschieden: Naturkosmetik und naturnahe Kosmetik. Naturnahe Kosmetik wird weitestgehend konventionell produziert. Hier sind meist nur einige wenige Inhaltsstoffe organisch. Echte Naturkosmetik verwendet ausschließlich natürliche Substanzen

Du möchtest gern mehr darüber erfahren? Hier warten mehr Informationen zum Thema “Woran erkenne ich gute Naturkosmetik?”

Kein Durchblick im Siegel-Dschungel

Sehr-gut-Stempel vom Öko-Test scheinen die Verkaufszahlen wachsen zu lassen. Deshalb werden diese Vermerke und Siegel auch gern nachgeahmt. Das Geschäft mit den Bio- und Öko-Siegeln boomt. Auch im Billig-Sortiment einiger Drogerieketten befinden sich scheinbar grüne Marken, deren Produkte rein natürlich sein sollen. Teilweise befinden sich gleich mehrere Siegel auf den Produkten. Wer blickt da noch durch? Welche Siegel sind denn nun wirklich vertrauenswürdig? Hier kannst Du Dich erkundigen

Tipp: Mit der App “CodeCheck” kannst Du die Produkte abscannen und checken.

Credit:Istock',)

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