Barbie Botox: Fragwürdiger Beauty-Trend von TikTok

Barbie Botox: Fragwürdiger Beauty-Trend von TikTok

Der Barbie Kinofilm hat international einen Hype kreiert, der auch vor der Beautyindustrie nicht Halt gemacht hat. Von ausverkauften Lippenstiftfarben über heiß begehrtes „Barbie Blond“ ist die Nachfrage nach all dem gestiegen, was die klassische Barbiepuppe – oder Schauspielerin Margot Robbie – optisch ausmacht. Dazu zählt nun auch ein Beauty-Trend, der vielen zu weit geht: Barbie Botox. Kurz gesagt wird dabei Botox in den Nacken- und Schulterbereich gespritzt, um diesen puppenhaft zart zu formen. 

Was steckt hinter dem Namen „Barbie Botox“‘?

Schauen wir uns zunächst genauer an, was bei der Behandlung gemacht wird. Bei dem Eingriff, der auch als „TrapTox“ bekannt ist, wird das Nervengift Botulinumtoxin in den Trapezius injiziert. Rund vierzig Einheiten Botox landen dabei in dem Muskel, der am Nacken und Rücken verläuft. Das Ziel: zarte Schultern, ein länger wirkender Hals und definierte Schlüsselbeine. Quasi ein Puppen-Dekolletee, wie das von Barbie.  Dabei werden zwischen 300 und 1000 Euro pro Behandlung fällig – alle paar Monate, denn Botox baut sich zum Großteil wieder ab und muss regelmäßig erneuert werden. 

Ursprünglich wurde diese Art der Behandlung konzipiert, um stark überlasteten Trapezmuskeln Linderung zu verschaffen. Dieser ist oft eine Ursache für Migräne und erhebliche Nackenverspannungen. Die neue Anwendungsform hat damit nichts mehr zu tun. Ohne formelle Zulassung wird es nun dazu eingesetzt, die Schultern aus rein ästhetischen Gründen zu verkleinern und gleichzeitig den Hals optisch zu verlängern.  

„Barbie Botox“ sorgt für Diskussion 

Auf TikTok und Instagram geht Barbie Botox derzeit durch die Decke: Der Hashtag »Barbie Botox« hat aktuell über 10 Millionen TikTok Aufrufe. Die Influencerin isabelle.lux_ ist beispielsweise in Kritik geraten, weil sie die Behandlung auf ihren Kanälen angepriesen hat – beispielsweise in diesem ReelDass Werbung für kosmetische Eingriffe einen Beigeschmack hat, ist dabei ja nichts Neues.

Quelle: Instagram/isabelle.lux_

Sie behauptet dabei auch, dem Trend seinen Namen gegeben zu haben. Eine Nutzerin kommentiert: "Das ist so peinlich für sie. Wie kann man sich einen Barbie-Film ansehen, der Frauen dazu bringen soll, weniger besessen von ihrem Aussehen zu sein und sich selbstbewusster zu fühlen, und man nimmt als Fazit mit, dass man für Botox wirbt?" Eine andere findet: "Wie dumm muss man sein, um das zu tun? Oder liegt es an dem Geld, dass man sich durch diese Werbung erhofft?
Verantwortungslos gegenüber jedem Mädchen / jeder Frau, die Ihnen folgt!"

Wieder andere Follower kommentieren positiv und geben der Influencerin das Feedback, dass sie toll aussehe. 

Auch die klassischen Medien berichten bereits über den fragwürdigen Trend, Ärzte schlagen die Hände über dem Kopf zusammen – oder wittern in dem Trend das große Geld. Wie so oft bei Schönheitsoperationen, die zu TikTok Trends werden, besteht die Gefahr, dass die Zielgruppe sehr jung ist. Zu jung für derartige Eingriffe und möglicherweise zu naiv, um die Folgen absehen zu können.

Risiken bei (Barbie) Botox Injektionen

Der erste Punkt, der kritisch ist an Botox: Es wird teilweise sehr leichtfertig gespritzt. In Deutschland dürfen Botox-Injektionen von allen approbierten Ärzt*innen durchgeführt werden. Das bedeutet, dass Personen, die eine vollständige medizinische Ausbildung abgeschlossen haben und in der Ärztekammer registriert sind, befugt sind, Botox-Behandlungen durchzuführen. Dies gewährleistet zwar in den meisten Fällen eine fachgerechte Anwendung des Medikaments und minimiert auch potenzielle Risiken für die Patientinnen und Patienten. Es kann jedoch auch bedeuten, dass junge, unerfahrene Ärzt*innen die Behandlung durchführen – oder Ärzt*innen, die eine ganz andere Fachrichtung als die plastische Chirurgie haben und quasi „nebenbei“ Botox spritzen. 

Außerdem warnen Ärzt*innen in diversen Artikeln, die in der letzten Zeit online gegangen sind, davor, dass Botox im Nacken auch zu Muskelschwäche und Asymmetrie führen könne. Außerdem besteht das Risiko, dass das Nervengift bei falscher – also meist zu hoher – Dosierung den Muskel lähmen oder in andere Bereiche des Körpers wandern kann und dort Nervenverbindungen zu anderen Muskeln schwächt. Auch, wenn Botox quasi überall zugänglich ist und als absolut salonfähig gilt, sind dessen Risiken nicht zu unterschätzen.

Wir haben die Hamburger Chirurgin Dr. Christina Brunner gefragt, wie sie die Behandlung einordnet. "Ich finde Botox sehr kritisch, was das Barbie Botox bzw. TrapTop angeht. Es macht Sinn bei Menschen, die wirklich Verspannungen haben. Aber wenn man sich die Bilder online ansieht, stellt sich zunächst mal die Frage, ob dieser knochige Look wirklich schön ist. Wichtiger ist aber der funktionelle Aspekt. Wenn man das ein bis zwei Mal macht, hat das wahrscheinlich keine nachteiligen Folgen. Aber wenn man sich überlegt, was der Trapezmuskel für Funktionen hat – das Heben der Arme, die Stabilität der Schulter beim Tragen, die Stabilisierung der Halswirbelsäule – bin ich mir nicht sicher, ob man es auf Dauer riskieren möchte, diesen Muskel zu schwächen. Eine Lähmung des Trapezius bedeuten Schulterschiefstand und Schmerzen. Wenn Zwanzigjährige das für einen Schwanenhals riskieren, würde ich diesen Trend sogar als gefährlich einstufen. Ich halte es außerdem für viel zu wenig erforscht." 

Wer eine derartige Behandlung durchführen lassen will, sollte sich stets an erfahrene Schönheitschirurgen, Dermatologen und plastische Chirurgen wenden. Es ist wichtig, dass Du Dich vor einer solchen Behandlung nach den Qualifikationen und Erfahrungen des behandelnden Arztes zu erkundigst und Dir lieber zwei, drei Meinungen einholst. 

 

 

 

Bildmaterial: Unsplash 

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