Vegan, bio, nachhaltig: Wie Du echte grüne Produkte von Marketing-Tricks unterscheidest

Vegan, bio, nachhaltig: Wie Du echte grüne Produkte von Marketing-Tricks unterscheidest

Die Umweltauswirkungen unserer Kaufentscheidungen werden immer deutlicher,  trotzdem können wir uns bei der Wahl unserer Kosmetika manchmal zwischen Begriffen wie "vegan", "bio", „tierfreundlich“ und "nachhaltig" verirren. Während viele von uns versuchen, umweltbewusste Entscheidungen zu treffen und ethischere Produkte zu unterstützen, nutzen einige Unternehmen diese guten Absichten, um ihre eigenen Gewinne zu steigern. Das Ergebnis? Ein Phänomen, das als "Greenwashing" bekannt ist und es uns schwierig macht, echte grüne Produkte von Marketing-Tricks zu unterscheiden. 

Wir wollen Dich dabei unterstützen, wirklich nachhaltige Produkte zu finden und nicht auf Greenwashing reinzufallen. Also haben wir uns erstmal gefragt: Was bedeuten all die Begriffe eigentlich, mit denen geworben wird? 

Vegan, bio, tierversuchsfrei und nachhaltig: Was steht wofür?

Schaut man sich die Kosmetikprodukte in der Drogerie oder Parfümerie an, steht da oft so einiges drauf! Wirkungsversprechen, Inhaltsstoffe, Siegel und catchy Produktnamen können unsere Kaufentscheidung massiv beeinflussen. Denn mal ehrlich: Wer hat noch nie ein Produkt gekauft, weil es schick und hip aussah? Hier kommt ein Überblick, was wofür steht: 

Vegan: Vegan-Kosmetika enthalten keine Inhaltsstoffe, die tierischen Ursprungs sind. Dazu gehören beispielsweise Bestandteile wie Bienenwachs, Lanolin (Wollfett), Kollagen aus Tierhäuten, Karmin (ein Farbstoff aus zerriebenen Schildläusen) und andere tierische Extrakte. Einige Unternehmen gehen noch einen Schritt weiter und achten darauf, dass auch die Verpackung ihrer Produkte umweltfreundlich und vegan-freundlich ist. Das bedeutet, dass sie keine tierischen Bestandteile in der Verpackung verwenden, wie etwa Klebstoffe auf Gelatinebasis. Deshalb ist es beispielsweise entscheidend, ob „nur“ die Rezeptur vegan ist, oder das gesamte Produkt inklusive Verpackung. 

Bio: Kosmetika gelten als "bio" oder "biologisch", wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen, die auf ökologischen und nachhaltigen Praktiken basieren. Es gibt jedoch keine einheitliche Definition für den Begriff "bio" in der Kosmetikindustrie, da die Anforderungen je nach Region und Zertifizierungsstelle variieren können. Im Allgemeinen gibt es jedoch einige Merkmale, die auf bio-zertifizierte Kosmetika hinweisen können. Dazu zählen biologische Inhaltsstoffe, die Vermeidung von synthetischen Chemikalien und umweltfreundliche Verpackungen. Es gibt verschiedene Siegel, die Aufschluss darüber geben, wie bio die Produkte tatsächlich sind.

Tierversuchsfrei: Ein Kosmetikprodukt gilt als tierversuchsfrei, wenn es in keinem Stadium seiner Entwicklung an Tieren getestet wurde. Dies schließt Tierversuche für die Sicherheitsbewertung von Inhaltsstoffen und Endprodukten ein. Die genauen Kriterien und Definitionen können je nach Land und Region variieren. Vertrauenswürdige Siegel sind dabei das "Leaping Bunny" oder "Cruelty-Free" Zertifikat, das von der Coalition for Consumer Information on Cosmetics (CCIC) vergeben wird. Übrigens ist der Begriff "tierversuchsfrei" nicht zu verwechseln mit "tierfreundlich" – letzterer unterliegt nämlich keiner genaueren Definition.  

Nachhaltig: Dieser Begriff ist nicht geschützt – das heißt, prinzipiell kann jeder Hersteller behaupten, dass ein Produkt nachhaltig ist. Hier besteht eine recht große Greenwashing Gefahr. Oft wird auch das englische Wort „sustainable“ benutzt, vielleicht, um noch etwas trendiger anzumuten oder von den Fakten abzulenken. Fakt ist: Damit ein Produkt wirklich nachhaltig ist, muss einiges passieren. Von der Rezeptur über die Herstellung bis zu Verpackung und Logistik gibt es unzählige Faktoren, die die tatsächliche Nachhaltigkeit eines Produktes beeinflussen. Worauf du im Speziellen achten kannst, um Greenwashing und Marketing-Tricks zu entdecken, erklären wir jetzt. 

Pass auf: Greenwashing Alarm in der Kosmetik!

Greenwashing ist immer wieder Thema, auch in Bezug auf die Kosmetikindustrie. Greenwashing in der Kosmetik bezieht sich auf eine Marketingpraxis, bei der Kosmetikunternehmen den Eindruck erwecken, umweltfreundlich und nachhaltig zu sein, obwohl ihre Produkte in Wirklichkeit nicht so umweltfreundlich sind, wie sie behaupten. Diese Taktik dient dazu, das Image des Unternehmens zu verbessern, um umweltbewusste Verbraucher anzusprechen und mehr Produkte zu verkaufen. Greenwashing kann auf verschiedene Weisen in der Kosmetikindustrie auftreten: 

Täuschende Produktkennzeichnung und Produktdesigns: Ein Unternehmen kann Behauptungen auf seinen Produkten aufdrucken, die umweltfreundlich oder naturnah klingen, ohne dass dies tatsächlich zutrifft. Diese Etiketten können Bilder von Pflanzen, Tieren oder natürlichen Elementen enthalten, um den Eindruck von Natürlichkeit zu erwecken. All das ist legal, aber eben irreführend.

Verwendung von "grünen" Wordings: Kosmetikhersteller verwenden oft Begriffe wie biologisch, natürlich, grün, recycelt oder umweltfreundlich, um den Eindruck zu erwecken, dass ihre Produkte umweltfreundlich sind – obwohl sie möglicherweise synthetische Inhaltsstoffe oder umweltschädliche Produktionsprozesse verwenden. Wenn uns diese Worte ins Auge springen, sind wir schnell getäuscht. Daher: Genau lesen, was drin steckt und drauf steht! 

Ablenkung von umweltbelastenden Praktiken: Ein Unternehmen kann versuchen, die Aufmerksamkeit von umweltfreundlichen Mängeln in anderen Bereichen ihrer Geschäftstätigkeit abzulenken, indem es sich ausschließlich auf die vermeintlich umweltfreundlichen Aspekte seiner Kosmetikprodukte konzentriert. Die Produkte werden um die halbe Welt geschifft aber haben eine Recycling-Verpackung? Dieses Konzept ist nicht wirklich umweltfreundlich. 

(Un-)nachhaltige Verpackungen: Oft wird die Umweltauswirkung der Verpackung von Kosmetikprodukten, wie Plastikmüll, vernachlässigt, obwohl dies ein erhebliches Problem darstellt. Kosmetikprodukte müssen einerseits steril und sicher verpackt sein, andererseits sollen Verpackungen reduziert werden. Generell gilt daher bei den Verpackungen: So viel wie nötig, wie wenig wie möglich. Auch, wenn die Materialien an sich recycelbar sind, sollen sie auf das nötige Minimum reduziert sein. 

Diese Apps sind super Nachhaltigkeits-Scanner 

Greenwashing in der Kosmetikindustrie kann dazu führen, dass Verbraucher*innen irrtümlicherweise glauben, dass sie umweltfreundliche Produkte kaufen, während sie tatsächlich Produkte erwerben, die nicht den behaupteten Nachhaltigkeitsstandards entsprechen. Um Dich vor Greenwashing zu schützen, ist es ratsam, Produkte von Unternehmen zu wählen, die transparent über ihre Inhaltsstoffe und Produktionspraktiken sind und unabhängige Zertifizierungen für Umweltstandards haben. Doch wenn man vor dem Regal steht, ist das nicht immer einfach. Zeitmangel, zu wenig Wissen über Inhaltsstoffe und Herstellungspraktiken oder schlichtweg Überforderung bei all dem Angebot machen es uns schwer, die nachhaltigste Wahl zu treffen. Es gibt einige Apps, die Dir als Verbraucher*in dabei helfen, nachhaltige Produkte zu erkennen und umweltbewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Hier sind unsere Favoriten: 

CodeCheck: Diese App ermöglicht es Benutzern, den Barcode von Produkten zu scannen und Informationen über die Inhaltsstoffe sowie mögliche Gesundheits- und Umweltauswirkungen zu erhalten. CodeCheck bewertet Produkte auf Grundlage von verschiedenen Kriterien, einschließlich Nachhaltigkeit. Für Apple & Android.

Think Dirty: Diese App hilft Benutzern dabei, Kosmetikprodukte zu bewerten und Informationen über potenziell schädliche Inhaltsstoffe zu erhalten. Sie zeigt auch umweltfreundliche Alternativen und nachhaltige Marken an. 

ToxFox: Mit ToxFox können Verbraucher*innen Produkte (Kosmetika und andere Alltagsprodukte) auf Mikroplastik und Schadstoffe testen, einfach per Scan mit dem Smartphone. 

INCI Beauty: Mit der App INCI Beauty kann die Zusammensetzung von Kosmetikprodukten analysiert werden. Die App vergibt Noten für Produkte. Je weniger unerwünschte Wirkungen ein Produkt für Menschen und Natur hat, desto besser ist die Note. 

Außerdem macht es Sinn, Dich mit den Siegeln für Kosmetik vertraut zu machen. Was welches Siegel bedeutet, haben wir in diesem Artikel für dich zusammengefasst. 

Das ganze Thema ist nicht einfach, wir werden als Konsument*innen nicht selten getäuscht. Deshalb wollen wir Dich motivieren, dran zu bleiben und Dich immer mehr mit dem Thema nachhaltige Kosmetik auseinanderzusetzen. Schließlich liegt ein Teil der Verantwortung auch bei uns, die die Kosmetika benutzen. 

 

Bild: Unsplash

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